Preisverleihung vom 07.04.2024

Wir erwischten erneut einen schönen und heissen Sommerabend. Es fanden sich von allen zehn Theatern eine Delegation in der Teiggi Kriens ein und lenkten die Aufmerksamkeit auf die bevorstehende Preiseverleihung von «Di goldigi Paprika». Das Interesse seitens Verbände und Presse unterstrich die Anerkennung des zum zweiten mal ausgesprochenen Preises. Rund 50 Personen verfolgten das Geschehen, welches von Andreas Herzog, dem Jury Präsidenten moderiert wurde.

Und wieder war es ganz toll, was die Jury bei allen Produktionen erlebte! Sie hat es sich nicht einfach gemacht, drei Produktionen auszuzeichnen. Es braucht Mut zur Entscheidung. Ganz besonders dann, wenn man mit Überraschungen aufwartet.

In Zusammenarbeit mit der Brauwerkstatt Kriens, welche das Bier MONS herstellt, entstand die Idee, nebst den drei siegreichen Gruppen noch weitere Auszeichnungen zu benennen und mit einem Sachpreis zu beschenken. Alle Gruppen erhielten am Ende ein Zertifikat, während der zweiten Saison nominiert gewesen zu sein.

Wir haben das Einverständnis von allen Personen, dass sie auf dieser Webseite abgebildet werden. Widerruf jederzeit möglich.
Fotos: Céline Weber und Ivan Allinckx

Das Voralpentheater Luzern – Gruppe GREYHOUNDS
mit dem Stück «Domino»

Es macht den Anschein, dass die Jury ein besonderes Faible hat für Gruppen 60+? Letztes Jahr gewann schon das Seniorentheater Ebikon einen Preis, damals den 2. Was macht es wohl aus, dass ein Schauspiel so natürlich und offen emotional berühren kann? Verschmilzt ein Ensemble noch mehr, weil es öfter probt als andere Gruppen? Wohl kaum.

Vielmehr vermag das diesjährige Gewinner-Ensemble ein berührendes Thema erfrischend und überraschend zu präsentieren. Bestimmt gut geführt mit starker Hand von Reto Ambauen wirkte die Szenerie fortwährend spontan. Locker vom Hocker meldeten sich die Darsteller:innen, wenn es darum ging, einen weiteren Abschnitt – oder sollte man sagen Dominostein – aufzuführen. Szene um Szene reihte sich aneinander und man hatte das Gefühl, die Spontanität sei echt! Alle vermieden es in Echtzeit, das Wort «Schicksal» in den Mund zu nehmen. Die Neugier stieg mit jedem Szenenwechsel und dadurch entstand echt grosses Theater!

Das Spiel wurde unterstrichen durch ein offenes Bühnenbild-Konzept mit vielen Versatzstücken, namentlich beschrifteten Zügelkartons und passenden Bildern im Hintergrund. Uns ist unbekannt, ob es aus der Feder des Autors Kurt Bösch kommt oder die Regie die Hände im Spiel hatte? Jedenfalls waren immer alle Darsteller:innen auf der Bühne zu sehen und wirkten stumm mit, auch wenn sie keinen Part hatten. Sie verfolgten den Lebenslauf verschiedener Charaktere, die analog zu fallenden Dominosteinen folgenschweren Ereignissen ausgesetzt waren. Die Handlung war in keinem Moment durchschaubar und eröffnete den Einblick in menschliche Abgründe, die sehr authentisch gespielt wurden. Kam hier die Lebenserfahrung und offensichtliche Harmonie innerhalb des Ensembles zum Zug?

Auch – möchte man sagen – reicht aber nicht. Ein weiteres Element kam mit der Komponente Musik zum Tragen, live gespielt von Christov Rolla. Dabei ging es nicht nur um die Untermalung von Szenen mit Hintergrundmusik, sondern auch um passende Lieder die gekonnt im Chor vorgetragen wurden.

Unsere Zusammenfassung genügt womöglich nicht zu begründen, weshalb «Domino» am Ende gewonnen hat. Die Jury hat insgesamt gutes Theater gesehen! Es punktete am Ende nicht einfach eine mathematische Formel, sondern die Überzeugung: sie haben es verdient!

Georgsbühne Arth mit dem Stück «Das perfekte Geheimnis»

An der Preisverleihung verrät die Fanfare in Form eines Handy Klingeltons die Gewinner:innen des zweiten Preises wohl allen, die das Stück in Arth gesehen haben oder in Meiringen am Theaterfestival.

Wie dem auch sei, uns allen ist der Einsatz des Smartphones im alltäglichen Gebrauch bekannt, mal als Fluch und mal als Segen. Dieses hoch aktuelle Thema in einem Theaterstück umzusetzen, gelang hervorragend. Das Publikum und die Jury unterhielten sich bestens während der spannenden, witzigen und turbulenten Handlung die teilweise an das Spiel «Tat oder Wahrheit» erinnerte. Wer kennt es nicht: wer hat noch nie eine geheimnisvolle Botschaft oder einen Anruf vertuscht? Was passiert, wenn Nachrichten gezwungenermassen publik werden? Rasch hängt viel Konfliktstoff im Raum und die physisch eh schon kleine Bühne wurde – gefühlt – noch enger! Das Platzangebot der tatsächlich keinen Georgsbühne wurde bestens ausgenutzt, inklusive Balkon oder Einblick in die Intimsphäre einer Dusche! Die Auszeichnung geht daher nicht nur an die Regie Benno Inderbitzin, sondern auch an die Bühnen-Crew.

Das starke Spiel mit gut ausgearbeiteten Charakteren hielt die Spannung von Anfang an hoch und ermöglichte so, einen Ausgang mit Überraschung zu präsentieren. Das Thema wusste auch auf dem Heimweg noch zu persönlichen Gedankenspielen anzuregen.

By the way: in Meringen erzielte die Gruppe den 1. Preis für die beste Produktion 2024 und herausragende Regie.

Theaterwärch Stans mit dem Stück «Wolke 97»

Das Theaterwärch Stans war dieses Jahr gleich auf mehreren Kleinstbühnen anzutreffen, die Jury besuchte eine der sehr amüsanten Aufführungen im Museum Stans. Der Bühnen-Umzug war machbar, da sich das Schauspiel auf der wohl kleinsten Bühne abspielte, die wir dieses Jahr besuchten.

Bei der Schweizer Erstaufführung, einer Komödie von Yvonne Eisenring, drehte sich alles um ein überraschendes Thema zwischen Himmel und Erde, welches – trotz Tiefgang – mit viel Humor und Spielfreude präsentiert wurde. Das vierköpfige Schauspiel agierte rasant und präzise und war – der kleinen Bühne geschuldet – ganz nahe am Publikum. Dieses wurde mehrfach mit einbezogen und erlebte hautnah die Entwicklung des «Hauptdarstellers», der verzweifelt den Sinn des Lebens zu ergründen suchte. Ob er sich nun auf den Einstieg in die klassische Hölle oder in den Himmel begeben darf, klärte sich nach und nach und mündete schliesslich darin, dass er nochmals auf die Erde zurückkehren durfte. Mit Pingu erlebten wir (daher auch unsere Fanfare), wie sich eine niedliche TV-Kindergeschichte mittels nervtötender Wiederholung zur grossen Qual entwickeln kann.

Kompliment an alle vier hervorragend gespielten Charaktere und die klar erkennbare Handschrift der Regie: Julia Zeier.

Zwei weitere Produktionen erhielten für besondere Leistungen eine Auszeichnung

Besonderes Zertifikat plus Sponsor-Sachpreis der Brauwerkstatt Kriens mit Bier der Marke MONS

Erster Sonderpreis für ein
«herausragendes Kinder-Ensemble»
Theatergesellschaft Meggen mit dem Stück «Annie»

Es handelt sich beim Stück Annie um eine grossartige Geschichte, welche die Jury in Meggen als Musical erleben durften. Mit unzähligen Mitwirkenden, einer grossen Crew, bestehend aus Erwachsenen und Kids seitens Schauspiel, Orchester und Tanz.

Was uneingeschränkt eine grosse Anerkennung verdient, ist die Nennung des Kinder- bzw. Jugendlichen Ensembles innerhalb des Musicals. Gerade der Auftakt mit einem der wichtigsten Lieder im Stück, hervorragend gespielt und gesungen von der Hauptdarstellerin «Annie» und begleitet mit Gesang und Choreo mit allen Kids drum herum – das ging absolut unter die Haut! Zu tränen rührte später ein Lied, bei dem auch «ihr» Hund live auf der Bühne mitspielte. Dies zu inszenieren, brauchte viel Mut und Feingefühl und dieses Bild verankerte sich bestimmt bei vielen Zuschauern ebenso wie in der Jury.

Zweiter Sonderpreis für ein
«vielfach gelungenes Wagnis»
Theater Brunnen mit dem Stück «s Träumli»

Die besondere Auszeichnung vergeben wir an eine Gruppe, die sich bei so vielen Eckpunkten einer Produktion an Neues gewagt hat, dass es ohne einen, zumindest «symbolischen Preis» einfach nicht geht.

Man stelle sich vor: der Schauplatz des Stücks war einige Wochen war der Première noch nicht fixiert. Es galt eine Tribüne und Bühnenbild auf einen Dachboden zu kriegen, bei dem insgesamt wohl knapp 60 Personen inkl. Schauspiel Platz fanden. Die Regie wirkte das erste Mal mit in Brunnen und das Stück wurde selbst entwickelt, was an sich schon ein Wagnis ist. Das eigentlich angestaubte Thema «Schweizer Volkslieder» galt es so aufzubereiten, dass es die Zuschauer zu begeistern vermag. So steht auf der Webseite: das ist nicht alter Schrott, das sind schweizer Uraltschlager! so schöne Sachen!

Jeder kennt sicher das Lied «s isch ja nur es chliises träumli gsii». Dieses und viele weitere wie z.B. «Übere Gotthard Flüget Bräme» wurden sehr erfrischend, unterhaltsam und mit viel Kreativität nicht nur gesungen, sondern buchstäblich choreographiert und amüsant in Szene gesetzt.

Die Rechnung dieses grossen Wagnisses ging sicher nur auf, weil ein ganz tolles Team am Werk war.

Das waren die zehn nominierten Vereine der zweiten Saison 2023-24

Logo Stück Verein Ort Homepage / Link
Besucht im
1 TG Udligenswil Spilet wyter! TG Udligenswil Udligenswil Details Nov. 2023
2 TG Rain WG wider Willen TG Rain Rain Details Nov. 2023
3 Choche esch mönschlech TG Rothenburg Rothenburg Details Dez. 2023
4 Musical Annie TG Meggen Meggen Details Nov. 2023
5 Dreizehn Leben Kinder- und Jugendtheater Zug
Gruppe „Theaterpfeffer“
Zug Details Mai 2024
6  träumli
 – ein ohrwurm mit folgen
Theater Brunnen Brunnen Details Februar 2024
7 Domino Voralpentheater Luzern
Gruppe „GREYHOUNDS“
Luzern Details Juni 2024
8 Brand MTM Theater Rothenburg Rothenburg Details März 2024
9 Das perfekte Geheimnis Georgsbühne Arth Arth Details März 2024
10 Wolke 97 Theaterwärch Stans Details Mai 24
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